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27.01.14

Sylvia

2014

Wie immer beim Raclette à la Buchers rollt man zufrieden, schon fast glücklich, mit überfülltem Bäuchlein nach Hause. Da wir sonst dank Nijegoslava eisernen Vorgaben streng diätisch leben und unser durchschnittlicher Body-Mass-Index unter 17.5 gesunken ist, liegt das üppige Nachtessen entsprechend schwer auf. Auch der Schreibende konnte nicht einschlafen und begann nachtwandlerisch die Geschichte dieser Köstlichkeit in seiner Bibliothek zu suchen:

Zuerst begann er im Schlachtrodel von Kappel, wo auch das Rezept für die exquisite Kappeler Milchsuppe zu finden ist, zu suchen. Aber leider wurde dieser von einem Zwinglianer - ein Vorfahre von Nijegoslava? - geschrieben und da haben irdische Freuden keinen Platz. Ganz im Gegensatz zu den Katholiken, wie dies eindrücklich der Eintopf nach Kardinal Schiner beweist. Dann drehte sich das Zeit-Rad rasend schnell zurück: Svante Pääbo vom Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig fand in den Zähnen der Denisova-Menschen Reste von Cervelat-Häuten, die er als Finne nicht einordnen konnte. Erst die Nachfrage bei seinen Kollegen von der Universität Zürich brachten erstaunliches zu Tage. Wahrscheinlich waren diese Verwandten der Homo sapiens schon in der Lage ein Raclette zu geniessen, aus Mangel an Hirsch-Salsiz (Graubünden war ja auch recht weit weg) begnügten sich diese mit dem Servelat.
Die nächsten Aufzeichnungen stammen aus dem alten Testament der Bibel, wie aus bisher unveröffentlichen Texten, die heute am Institut für alttestamentliche Geschichte der Universität Tel Aviv untersucht wurden, hervorgeht, scheint die Textstelle (Exe 16,11-15), wo es Manna vom Himmel regnet, falsch interpretiert worden zu sein. In der aktuellen Uebersetzung ist von Raclette®-Käse und blauen Kartoffel aus dem Kloster St Gallen die Rede.
Danach fanden sich erst bei den Griechen wieder Hinweise für Bucher-Raclette. In Homers Odyssee wird das Gastmahl der auf Odysseus wartenden Penelope für die Freier, das immerhin 20 Jahre dauerte, beschrieben. In Ithaka seien Ziegenkäse gebraten und Hammelspiesse vom Grill an die Männer verteilt worden, was bei der Rückkehr des Gatten enorme Verdauungsbeschwerden bei den Heiratswilligen hervorrief (Odysseus schlachtete die ganz Gruppe kurzerhand ab).
Die Römer genossen das Raclette erst ab etwa 50 Jahre nach Christus. Zwar berichtete schon Julius Cäsar von aussschweifenden Käse-Festivitäten der Helvetier. Da er aber Käse nicht mochte, schlug er sie bei Bibracte (57 AC) und so blieb das Raclette lange Zeit aus dem römischen Reich verbannt. Erst Sueton berichtete dann wieder von verschiedenen Raclette-Anlässen (so genannte Fondodarien) praktisch im ganzen Reichsgebiet.
Danach herrschte beinahe ein Jahrtausend Ruhe, da vor allem Völker (so genannte Barbaren) aus dem Norden und Osten das Sagen hatten.
Kann sein, dass dem Schreiber das nicht gegessenes Cornichon etwas auflag.

Es kam noch schlimmer, als er am Einschlafen war, träumte er von einem Covergirl des Playboy-Magazins - es war Pauli nur mit ein paar Silberzwiebeln bekleidet.

Vielleicht esse ich das nächste Mal doch etwas weniger, meinte er etwas abgekämpft.

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11.01.2024
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